Aktuelle Veranstaltungen und Aufführungen Unsere Angebote

»Richard Wagner ist das zentrale Phänomen der deutschen Geistes- und Kulturgeschichte.«

Prof. Dr. Dr. Udo Bermbach

Willkommen auf dem Portal
des Richard-Wagner-Zentrums Mitteldeutschland e.V.

Der Titan der Musik, das rastlose Genie, die Nervensäge, der Revolutionär und Schwarm eines Königs wie vieler Frauen und Männer stammt aus der historischen Kulturlandschaft Mitteldeutschland – Richard Wagner. In Leipzig geboren, wuchs er dort und vor allem in Dresden auf, um dann in der Musikstadt Leipzig zum Musiker und Komponisten zu werden. Unser Verein will die Dinge und Themen, die sein Leben ausmachen, sammeln, aufbereiten und zugänglich machen. Die sich hier engagierenden Menschen sind interessiert, neben den historischen Fakten und Hintergründen aktuelle Entwicklungen, vor allem aber die Pflege des Wagnerschen Werkes im Hier und Heute auf den Bühnen, in den Instituten und vor allem in der Gesellschaft unserer Region darstellen. Unser Verein will aber auch für die Orte werben, deren Besuch wegen Wagner, den Aufführungen seiner Werke und manch anderen Attraktionen lohnt. Diese Seiten werden nie vollständig und fertig sein, denn die Realität holt das Erreichte immer wieder ein. Aber so aktuell und realitätsnah wie möglich will unser Verein mit seinem Zentrum sein, informativ und – so hoffen die Macher – interessant. Vielleicht tragen Sie als Besucher dazu bei, fördern und unterstützen dieses Engagement. Wer weiß? Der Vorstand lädt Sie im Namen aller Mitglieder ganz herzlich dazu ein.

Mitteldeutschland. Ein Gesamtkunstwerk
aus Geschichte, Landschaft und Kultur.

Richard Wagner in Mitteldeutschland –
ein Musikgenie und seine Landschaft

Richard Wagner zählt zu den bis heute berühmtesten und weltweit am meisten gespielten deutschen Komponisten. Seine Opern und Musikdramen auf die Bühne zu bringen, gilt bei allen Musiktheatern als größte Herausforderung und ist die Kür im Programm. Sein Leben selbst war opernreif und spiegelt sich in seinen zahlreichen Schriften. Er ist der streitbare aber auch umstrittene Philosoph und Entwickler von Gesellschaftsmodellen unter den Komponisten und revolutionierte die Musik im 19. Jahrhundert. Er schuf das Gesamtkunstwerk, war rastlos und verhalf dabei der Gattung der deutschen Oper zum Durchbruch.

Richard Wagner

Die heutigen Bundesländer Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen boten, sieht man einmal von kurzen Zwischenspielen in Böhmen, Königsberg, Riga und Paris ab, bis 1849 die Bühne, auf der sich sein Leben und Werden vollzog, in denen er Spuren hinterließ und sich solche von Land und Leuten tief in ihn eingruben. Seine Geburtsstadt, die Musikstadt Leipzig, bot ihm alles, um Musiker zu werden, nur keine berufliche Perspektive. Dresden, die Stadt, in der er die längste Zeit seines Lebens verbrachte, bot ihm nicht nur den größten musikalischen Triumph und die für ihn höchste gesellschaftliche Stellung aber auch die Gelegenheit als radikaler Revolutionär dies alles aufs Spiel zu setzen. Sein erstes Engagement führte ihn nach Bad Lauchstädt, Rudolstadt und Bernburg sowie Magdeburg, wo es ihm gelang, erstmals eine eigene Oper aufzuführen. Die Wartburg in Eisenach inspirierte ihn zum „Tannhäuser“ und in der damaligen großherzoglichen Hauptstadt Weimar brachte Franz Liszt am Hoftheater 1850 Wagners „Lohengrin“ zur Uraufführung. Da hatte sich mit dem Exil in der Schweiz das Kapitel Mitteldeutschland längst für Wagner geschlossen, der „wegen wesentlicher Theilnahme“ an der Revolution in Dresden steckbrieflich gesucht wurde. Rien ne va plus? Zumindest bis 1860. Dann wurde ein neues Kapitel aufgeschlagen, allerdings mit Mitteldeutschland als Nebenschauplatz. Die erste Aufführung seines Mega-Werkes, der Tetralogie „Der Ring des Nibelungen“, außerhalb Bayreuths ging in seiner Geburtsstadt über die Bühne, mit Folgen, die er und seine zweite Frau Cosima damals noch gar nicht ermessen konnten. Er jedenfalls zeigte ihr in einem Anflug von Sentimentalität noch einmal alle seine Lebensstationen in diesem kultur- und geschichtsträchtigen Teil Deutschlands. Unser Verein zeigt all das auf und liefert bei Bedarf nähere Informationen dazu.

Aktuelles

Richard-Wagner-Nachrichten – Heft 2 | 2024
Ab dem 10. Juli 2024 ist die neue Ausgabe unserer Mitteldeutschen Richard-Wagner-Nachrichten in unserer Geschäftsstelle am Domplatz 7 
in Merseburg erhältlich.
EX ORIENTE LUX – brandaktuell
Für die Zukunft sind weitere Reisen im Angebot. Vom 3. bis 6. Oktober 2024 besuchen wir Belgien, sehen Wagners Oper „Siegfried“ in Brüssel und besuchen Gent und Waterloo. Anmeldung bis zum 12. August!
Download Infoflyer Belgien 03.-06.10.24 (PDF)
EX ORIENTE LUX: Die Spuren der Nibelungen
Wir wollen vom 22. bis 24. November 2024 zurück zu den Wurzeln, vom Nibelungenlied zum „Ring des Nibelungen“. Bayern macht es in seiner Vielfältigkeit möglich. Auch hier, am 12. August Anmeldeschluss!
Download Infoflyer Nibelungen 22.-24.11.24 (PDF)

Joachim Herz (1924-2010)
Der Ritt der Walküren, Oper Leipzig 1974
Was bleibt?

Erinnerung an den Schöpfer des „Jahrhundert-Rings“

Am 15. Juni 1924 wurde Joachim Herz geboren
Er war ein Sachse wie Richard Wagner, nur das der Komponist in Leipzig geboren wurde und in Dresden die längste Zeit von seinen vielen Aufenthaltsorten verbrachte. Joachim Herz, der berühmte Regisseur, Operndirektor in Leipzig und Intendant in Ost-Berlin, wurde in Dresden geboren, hatte aber seine beste Zeit 1959 bis 1976 in Leipzig, wo er auch 2010 starb und auf dem zweitgrößten Parkfriedhof Deutschlands begraben liegt. Er hat künstlerisch viel geleistet, jedoch sein größter Geniestreich war „Der Ring des Nibelungen“, das Opus magnum Richard Wagners. Er inszenierte es 1973 bis 1976 an der Oper Leipzigs anlässlich des 100jährigen Jubiläums der ersten Gesamtaufführung und der Etablierung der Richard-Wagner-Festspiele in Bayreuth. Damit begann ein neues Zeitalter der Sicht auf dieses Werk und Richard Wagners Sicht auf die Welt und die Menschen, die sie gestalten und/oder zerstören. An Herz kam niemand mehr vorbei und ein Ergebnis war die Ring-Inszenierung von Parice Chereau in Bayreuth 1976. Den gibt es heute auf DVD, für die Arbeit von Herz in Leipzig bilanzierten die Verantwortlichen in der DDR keine finanziellen Mittel für Filmaufnahmen. Und so schob sich die Bayreuther Arbeit wie eine Kulisse vor die Leipziger Vorlage.
Die Oper Leipzig zeigte vor dem Jubiläum eine interessante Ausstellung. Der Richard-Wagner-Verband Leipzig ehrte ihn mit Musik und Ansprache am Grab und der Himmel weinte. Im Anschluss folgte ein Rundtischgespräch. Aber auch unser Verein würdigte Joachim Herz mit einem Gebinde am Grab.
Fotos: Helga Wallmüller, Peter Knötig

Gut aufgelegt Kent Nagano, Tobias Kehrer
Immer präsent Infostand unseres Vereins
Bayreuther Anmutung Herolde rufen in den Saal
Fotos: Dr. Barbara Linse, Petra Weniger

Ein großer Abend am 9. Mai 2024 in Dresden

Musikfestspiele eröffnen mit Richard Wagners „Die Walküre“
Der Vater- oder Männertag, den Eingeweihte noch als Christi Himmelfahrt kennen, war ein schöner sonniger Frühsommertag, an dem sich Dresden und seine Musikfestspiele wieder einmal Richard Wagner würdig erwiesen. Das von vielen Stellen, vor allem aber von der Bundesbeauftragten für Kultur und Medien finanziell unterstützte Projekt der historisch informierten und auch so praktizierten Aufführung von Wagners Opus magnum „Der Ring des Nibelungen“ ging mit „Die Walküre“ in die zweite Runde. Und unser Verein war deutlich präsent mit einem Informationstisch vertreten, den die Anwesenden auch reichlich frequentierten. Wissenschaftlich begleitet gab es im Vortragsprogramm im Wagner-Café Interessantes bis Heiteres zu verschiedenen Themen. Bei der Einführung in „Die Walküre“ ergoss sich dann noch einen ordentlichen Schwall Schimpf und Schande über den Komponisten, dem mit der Moralkeule heutiger Sicht und heutigen Denkens diskursbestimmender woker Kreise anklagend Antisemitismus, Rassismus und eine üble Haltung gegenüber Frauen nachgerufen wurde.
Bloß gut, dass er nicht auch noch in den damals im Entstehen begriffenen deutschen Kolonien unterwegs war. Mit der Präsentation eines Horns aus einem tatsächlichen Horn eines Watussi-Rindes kam man dem Thema zuvor deutlich nahe, denn diese Tiere werden in Ruanda und Burundi gehalten, die einmal als Protektorate der Kolonie Deutsch-Ostafrika angegliedert waren.
So eingestimmt sollte man also schlechten Gewissens in das Konzert „von se einem“ gehen. Dass all dieser „Zeitgeist“ Wagners Popularität wenig Abbruch tut, bewies die Begeisterung der Besucher während und nach der konzertanten Aufführung. Intendant Jan Vogler führte ein, Kent Nagano, das Festspielorchester und Concerto Köln sowie alle herausragend guten Solisten führten aus. Von denen sollen zwei subjektiv herausgehoben werden. Zur eigenen Freude war in der Partie der Rossweisse mit Mezzosopran Marie-Luise Dressen eine eigene Bayreuth-Stipendiatin des RWV Leipzig aus dem Jahr 2007 dabei, deren Weg zu beobachten beim ehemaligen Vereinsvorsitzenden für Genugtuung sorgt. Und selten sieht man einen Künstler sich so offensichtlich über den Erfolg und Applaus freuen, wie es „Hunding“ Tobias Kehrer tat. Da menschelte es auf der Bühne. Am Ende donnernder Applaus, stehende, nicht enden wollende Ovationen für alle Künstler und das Werk Richard Wagners, dieses „schlimmen Fingers“. Man freut sich schon auf das kommende Jahr.

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Großes Ambiente Begrüßung im Parlamentssaal
Aktueller Text Asfa-Wossen Asserate
Wahre Worte Andreas Platthaus, Dr. Asserate, Thomas Krakow

„Ich will, dass die Deutschen gute Patrioten sind“

Ein Prinz aus Äthiopien begeistert sein Publikum im Ständehaus zu Merseburg
Als der kleine schwarze Mann auf der Bühne diesen Satz sagt, bekommt er lautstarken Beifall aus dem mehr als hundertköpfigen Auditorium. Die Deutschen sollten sich endlich zu ihrer Identität bekennen, sich „nicht besser, aber auch nicht schlechter als andere Völker“ fühlen. (Ein Schelm, wer da an die Nationalhymne der DDR denkt!) Doch so einfach ist das nicht in einem ideologisch umkämpften Land wie dem Unseren, mit dem ein Vizekanzler „nichts anzufangen weiß“ und der Vaterlandsliebe „zum Kotzen“ findet. So hat auch im Publikum manch einer ein „Problem mit dem Deutschsein“, unterliegt dem allgegenwärtigen Missverständnis, Patriotismus mit Nationalismus zu verwechseln. Doch der promovierte Autor, Unternehmensberater und politische Analyst mit dem exotischen Namen Asfa-Wossen Asserate, Großneffe des letzten Kaisers von Äthiopien Haile Selassie, lässt keinen Zweifel an dem, was er meint: Die Deutschen, die sich akribisch wie kaum ein anderes Volk mit ihrer Geschichte auseinandersetzten, sollten wieder stolz sein auf das, was sie geschafft hätten, auch nach 1989, in West wie Ost! Der in Afrika geborene Prinz war einer Einladung des Richard-Wagner-Zentrums Mitteldeutschlands und des Freundeskreises Literatur e.V. Merseburg in den Erhard-Hübner-Saal des einstigen Sitzungssaales des Provinzialparlaments der preußischen Provinz Sachsen gefolgt. Hier stellte er sich den Fragen von Andreas Platthaus, Literaturchef der FAZ und Thomas Krakow, Vorsitzender unseres Vereins, auf dessen Initiative der Abend zurückging. Auch der Oberbürgermeister von Weißenfels, Martin Papke, war gekommen und Sebastian Müller-Bahr, der OB von Merseburg, schaute auf einen Augenblick herein. Humorvoll, sprachlich geschliffen und pointiert hält Dr. Asserate den Deutschen den Spiegel vor, beobachtet ihre Selbstzweifel, ihre Marotten, Eigenheiten und Klischees. Das kann er, denn seine Biografie ist deutsch geprägt: 1948 geboren im damaligen Abessinien, aufgewachsen mit deutschsprachigem Kindermädchen, Abitur an der deutschen Schule in Addis Abeba, Studium in Tübingen und Cambridge. Nach der Machtübernahme der Militärjunta 1974 und der Hinrichtung seines Vaters durfte er nicht nach Äthiopien zurückkehren. Er lebt seitdem in der Bundesrepublik, ist seit 1981 im Besitz der deutschen Staatsbürgerschaft. 2003 erschien sein Buch „Manieren“: „Wahrhaft elegant – geschrieben in herrlichem Deutsch, humorvoll, gelehrt und unterhaltsam, von dezidiert persönlichem Charme und geradezu universellem Reiz“, so damals die FAZ. 2010 erschien sein Buch „Draußen nur Kännchen“, 2023 ein weiteres in „Die Andere Bibliothek“: „Deutsch vom Scheitel bis zur Sohle, Ein Vademecum“. Dr. Asserate las aus dem Vorwort seines Buches und – als Referenz an unseren Verein – das Kapitel „Festspielhaus“ und sorgte für viel Heiterkeit im Saal. Auch durchaus selbstironische Anmerkungen sparte er nicht aus, so seinen Mangel an Interesse fürs Regietheater oder, in diesem Kreis „nicht leicht zu gestehen“, sein „Nicht-Verhältnis“ zu Wagner und Bayreuth, dessen Besuch er sich für die „Zweite Hälfte“ seines Lebens aufhebe. Auch Fragen über die Zukunft Afrikas, die verfehlte Entwicklungshilfe des Westens und das Engagement Chinas auf dem schwarzen Kontinent oder die stetig wachsende Migration, die seiner Meinung nach nur in den Griff zu bekommen sei mit „einem menschenwürdigen Dasein für alle“, waren Themen des „unterhaltsamen und den Intellekt fördernden Abends“, wie eine Dame aus dem Publikum dankend anmerkte.
Winifred König
Fotos: Dr. Barbara Linse, Ralf-Rainer Hoffmann

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Guter Partner Polster & Pohl
Bejubelte Künstler
Kutzner, „Gottfried“, Vigilius, Tarielashvili
18-jähriger Lümmel Bach in Arnstadt

Donnernder Applaus für „Lohengrin“ in Meiningen

Thüringen per Vereinsreise als Kulturland erfahren
Diese Inszenierung von Regisseur Ansgar Haag, 16 Jahre lang Intendant des Staatstheaters Meiningen hatte 2022 für Furore gesorgt. Die Aufführungen hinterließen damals ein aus allen Ecken des Landes angereistes, restlos begeistertes Publikum und zurecht wurde die Inszenierung in dem Jahr zur erfolgreichsten der Spielzeit gewählt. Grund genug, nachdem sich das Gerücht über die Absetzung der Inszenierung als nicht zutreffend erwies, eine Vereinsreise unseres das Richard-Wagner-Zentrum Mitteldeutschland tragenden Vereins, eine Reise nach Thüringen mit unserem zuverlässigen Reisepartner Polster & Pohl anzusetzen. Ostern 2024 war es soweit.
Die Fahrzeit reichte, um ein wenig die Geschichte der Thüringischen Staaten durchzublättern, die nach dem Ende der Landgrafschaft 1247 und dem Start des Freistaats Thüringen 1920 existierten. Eines davon war das Herzogtum Sachsen-Meiningen – klein an Fläche aber kulturell fast ein Gigant. Georg II. (1826-1914), der Theaterherzog, wie man ihn nannte, liebte Sprechtheater, weniger die Musik, und konnte so seine Hofkapelle 1876 weitgehend Richard Wagner für seine ersten Festspiele im fränkischen Bayreuth ausleihen. Hilfreich war dabei, dass seine dritte Frau Helene von Heldburg als Ellen Franz eine Jugendbekanntschaft von Cosima Wagner war. Beziehungen schaden nur dem, der keine hat.
Dieser besonderen Beziehung zwischen Meiningen und Bayreuth wurde Ansgar Haag voll und ganz gerecht. Seine Intentionen und Herangehensweise an die Inszenierung erläuterte er auf Wunsch unseres Vereinsvorsitzenden exklusiv den Teilnehmern i unserem Hotel „Sächsischer Hof“. Im hübschen, weitgehend durchsanierten Meiningen herrschte Ostertrubel, im Theater war viel Bewegung, auch am Informationstisch unseres Vereins.
Bis auf den jugendlichen Kilian Farell als GMD war die Premierenbesetzung am Start. Magnus Vigilius, der dänische Heldentenor mit weiter gereifter Stimme ist eine vokale wie optische Idealbesetzung für diese Rolle. Besser geht’s kaum. Lena Kutzner war eine wundervolle Elsa von Brabant, stimmgewaltig und ausdrucksstark. Die Georgierin Tamta Tarielashvili zeigte alle hintergründigen Facetten der machtgetriebenen Ortrud und Shin Taniguchi als Friedrich von Telramund räumte wieder genauso ab wie als Wolfram im Tannhäuser auf der Wartburg. Chor und Hofkapelle waren in gewohnter Weise in Top-Form. Entsprechend jubelte das Publikum, feierte die Künstler und diskutierte über dieses außergewöhnliche Erlebnis bis im Hotel die Lichter ausgingen. Fast stolz kündigt das Theater an, dass am 4. Mai die letzte Vorstellung sein wird, dabei gehört diese Inszenierung dauerhaft am Haus installiert.
Am Folgetag tauchte die Reisegruppe bei Kaiserwetter in der einstmals Schwarzburg-Sondershausener Residenz Arnstadt tief in dessen reiche Kulturgeschichte ein. Johann Sebastian Bach trat hier seine erste Organistenstelle an. Das unkonventionelle Denkmal am Markt des Bildhauers Prof. Bernd Göbel zeigt eine deutliche Formensprache zum jungen Draufgänger Bach. Für uns wesentlich war die Literaturgeschichte mit Ludwig Bechstein (1801-1860), vor allem aber Eugenie John alias E. Marlitt (1825-1887). Ihre z.T. erschütternde Biografie, in Arnstadt angesiedelt, erzählt viel über die Zeit aber eben auch, wie diese Frau das Genre des sozial hintergründigen Familienromans salonfähig und massenkompatibel machte. Sie hat kein wirkliches Denkmal aber es gibt die nach ihrem Erfolgsroman „Goldelse“ spitz benannte Siegessäule in Berlin. Diese Reise war auch dank des vortrefflichen Busfahrers Peter Richter rundum gelungen. Thomas Krakow
Fotos: Dr. Barbara Linse, Ingetraut Schürk, Thomas Krakow

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Nordmann mit Biss
König Heinrich

Beste Gästeführerin
Tiina Auling

Restlos begeistert
Merseburger Reisegruppe in Tartu/Dorpat

Wenn einer eine Reise tut...


Richard Wagner hat uns nach Estland gelockt
Ein unbeschriebenes Blatt? Beim einstmals deutsch dominierten Livland ist man, über die deutschen Ortsnamen definiert, schnell und nicht nur über Deutschen oder Schwertbrüderorden in der eigenen Geschichte. Tallinn, das alte Reval, war Hansestadt und Tartu, das alte Dorpat wichtige Station zwischen der russischen Hauptstadt St. Petersburg und Deutschland. Persönlichkeiten wie Chemienobelpreisträger Wilhelm Ostwald aus Riga gehören dazu, der dort und in Dorpat (Tartu) studierte und 1932 in Leipzig starb.
 Leipzig ist die Brücke zu Richard Wagner, dessen „Lohengrin“ uns angelockt hatte. Regisseur Michiel Dijkema inszenierte bereits den „Fliegenden Holländer“ in Leipzig, so dass sich 27 Teilnehmer neugierig auf die vom Vorsitzenden Thomas Krakow arrangierte und der Firma Polster & Pohl organisierte Bildungs- und Kulturreise des Richard-Wagner-Zentrums Mitteldeutschland begaben. Frühling war dort noch nicht, jedoch die Gastfreundschaft der Esten ist sprichwörtlich und das Essen schmeckte überall sündhaft gut. Die Besichtigung des neuen wie des historischen Tallinn beeindruckten, insbesondere die Altstadt, wo es eine Apothekenverkostung gab. Man ist dort stolz auf die Nation und selbst die Kleinsten sind spielerisch mit der Nationalflagge unterwegs. 
Krönung war der „Lohengrin“ in der Estnischen Nationaloper, deren Gebäude von 1911/12 nach der sowjetischen Kriegszerstörung von 1944 wieder liebevoll aufgebaut wurde. Die Inszenierung bot Gesprächsstoff für die kommenden Tage. Neu war, dass Elsa von Brabant, die am Ende trotzdem scheitert, in einem Akt des Aufbäumens Ortrud an die Kehle sprang. Und dass der Pöbel, die Lemminge, immer dem Sieger nachläuft und die vielleicht nur temporär Gescheiterten demütigt. Das kennt man. Eine tiefe Verbeugung vor allen Solisten, Heli Jürgenson und seinem Chor und Dirigent Kaspar Mänd mit dem Orchester. Im Haus auffallend viel junges Publikum. 
Weiter ging es zur Insel Saaremaa, dt. Ösel, zur Bischofsburg aus dem 13. Jahrhundert in Arensburg, estn. Kuressaare. Über die Ritter des Deutschen Ordens und die historische Entwicklung ist estnische Geschichte bis 1918/19 auch deutsche Geschichte. Auch hier fand im Ersten Weltkrieg das große Schlachten statt. Wir sahen in Poide, einem Ort im Nirgendwo, zuerst die mittelalterliche Wehrkirche, die schrittweise saniert wird. Auf dem Friedhof hatten estnische Studenten 1997 einen Gedenkstein auf dem ehemaligen Grab des Eisenacher Schriftstellers Walter Flex gesetzt. Heute totgeschwiegen und vergessen, berührte er mit der literarischen Verarbeitung seiner Kriegserlebnisse zwei Generationen jener Zeit und begründete eine Literaturströmung, der Ernst Jünger, Ludwig Renn oder Erich Maria Remarque folgten. 
Beeindruckend auch die Bischofsburg von Arensburg, heute Kuressaare. Sehr nachdenklich machte die Führung gerade beim Trauma der Esten, den sowjetischen Besetzungen 1939/40 und 1945. Leid macht nicht vor Grenzen halt. Überraschender Eisgang bei der Überfahrt begleitete unseren Weg in das historische Dorpat, das heutige Tartu. Dessen überregional bedeutende Universität wurde 1632 von Schwedenkönig Gustav II. Adolf  gegründet. Sie ist tragende Säule der Kulturhauptstadt Europas 2024. Reisen bildet eben und Tartu begeistert. Am besten mit Reiseleiterin Tiina Auling.

Fotos: Thomas Krakow, Petra Weniger, Jörg Pütz, Tiina Auling

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Ich glaube an Gott, Mozart und Beethoven

„Richard Wagner in Mitteldeutschland“ in der Merseburger Stadtbibliothek
Obiges Zitat gehört in die Merseburger Nachbarschaft, denn Wagner soll es dem Theaterdirekor Bethmann im wenige Kilometer entfernten Bad Lauchstädt entgegengeschleudert haben. Beide Orte liegen in der Mitte Mitteldeutschlands. Der Vortrag über Richard Wagner und die Vorstellung des 2013 erschienenen Tex-Bild-Bandes über die Wagner-Orte in Mitteldeutschland und die Bedeutung der gesamten Region für den genialen Tonsetzer aus Sachsen war in der Merseburger Stadtbibliothek ein voller Erfolg. Mit viel Bildmaterial und einigen Musikbeispielen brachte Thomas Krakow, Vorsitzender des Richard-Wagner-Zentrums Mitteldeutschland mit Sitz in Merseburg, Richard Wagner näher. Ein Leserbrief in der Mitteldeutschen Zeitung (MZ) zählte sogar „Tratsch“ auf. Bitteschön, dass ist der Kitt, der die unterschiedlichen Interessengruppen zusammenhält. Auf jeden Fall war die Resonanz auch in den Folgetagen beeindruckend.
Leider stand an diesem 13. Februar 2024, dem Todestag des Meisters, kein Buchexemplar zur Übergabe an die Bibliothek zur Verfügung. Beim Verlag lange schon vergriffen, ist das Buch auch beim Mitteldeutschen Wagner-Zentrum schon lange ausverkauft. Dabei hatte Krakow schon die Bestände bei anderen Anbietern aufgekauft, um wartende Interessenten zu befriedigen. Inzwischen werden im Netz für einzelne Exemplare zwischen 45 und 93 Euro (Ladenpreis 29 Euro) verlangt. Den Wucher wollte man nicht zahlen. Da kam der Tipp gerade recht, dass als einzigem Ort im Buch- und Souvenirladen der Historischen Kuranlagen und Goethetheater GmbH Bad Lauchstädt noch einige Bücher lägen. Lutz Brückner vom Freundeskreis Literatur in Merseburg klärte die Finanzierung, kaufte ein Exemplar und übergab es am 22. Februar 2024 an Bibliotheksdirektorin Carola Henke für den Bestand. Das freute auch den dabei anwesenden Autor und Herausgeber Thomas Krakow.

Aktuelle Aufführungen in Mitteldeutschland

(Detailinformationen bei den Häusern)

17. August 2024

Naturtheater Bad Elster

Der fliegende Holländer

Romantische Oper in drei Aufzügen
Uraufführung: 2. Januar 1843 am Königlich Sächsischen Hoftheater Dresden

Foto: Carsten Beier

Für den Sommer
Richard-Wagner-Stätten Graupa

Dauer- und Sonderausstellung, Führungen und Konzerte

Info: www.wagnerstaetten.de

Foto: Richard-Wagner-Stätten Graupa

Für den Sommer
Richard-Wagner-Denkmal im Liebethaler Grund

Größtes Richard-Wagner-Denkmal der Welt von 1913/1933

Gebäude der berühmten Lochmühle
Info: www.saechsische-schweiz.de
Foto: Thomas Krakow

Für den Sommer
Aschersleben

Grafikstiftung Neo Rauch


Neo Rauch & Rosa Loy
„Bläue“
Kostüme und Bühnenbilder für „Lohengrin
“ Bayreuther Festspiele 2018
Info: www.grafikstiftungneorauch.de

Foto: Thomas Krakow

Für den Sommer
Reuter-Villa Eisenach

Richard-Wagner-Museum

Die Sammlung Nikolaus Oesterlein 
und mehr
Info: www.eisenach.info

Foto: Eisenach-Tourist/Thamm

Für den Sommer
Wartburg, Eisenach

Von der Wartburg ins Thüringer Burgenland

Sonderausstellung in Ergänzung zur sehenswerten
 Dauerausstellung
Info: www.wartburg.de

Foto: Thomas Krakow

Unsere Angebote

Bei unserem Verein können Sie folgende Produkte und Dienstleistungen bestellen.
Dabei hat alles seinen Preis, den Sie bei uns anfragen können.
Stadtführungen Dresden

Stadtführungen
in Leipzig oder Dresden

Tagesfahrten

Tagesfahrten zu Wagner-Orten –
zum Teil mit Orgelanspiel

Flyer Richard-Wagner-Zentrum Mitteldeutschland e.V.

Flyer aller vorgestellten Orte –
auch als praktische Flyerbox erhältlich

Vorträge und Ausstellungen