Friedrich Nietzsche – ein Geistesgenie aus Mitteldeutschland
Freund, Verehrer und Antipode Richard Wagners

Friedrich Nietzsche

Zeugnisse historischer Größe, Stätten hoher Bildung und tiefer Suggestionskraft in zauberhafter Umgebung – Geburtsort, Heimat und letzte Ruhestätte des Schöpfers des „Zarathustra“

Nach aktuellem Stand wurden alle Wagner-Orte in Mitteldeutschland bei uns erfasst. Bei einer so konzentrierten Beschäftigung mit dem Meister aus Leipzig, durfte der Denker und Philosoph aus Röcken nicht fehlen. Die Berührungen sind hier nicht nur abstrakt philosophisch erfahrbar, sondern ganz konkret. Wer Wagner in unserer Region besucht, kommt an Nietzsche nicht vorbei. Und umgekehrt.

„Es gibt einen einzigen Fall, wo ich Meinesgleichen anerkenne – ich bekenne es mit tiefster Dankbarkeit. … und, damit ich kein Wort zu wenig sage, sage ich, dass Richard Wagner der mir bei weitem verwandteste Mann war … Der Rest ist Schweigen …“
„Ecce homo“, 1888

Friedrich Nietzsche (1844-1900), wie er sich der Nachwelt darstellt, ist ohne Richard Wagner (1813-1883) nicht denkbar. Das philosophische und das musikalische Genie, beide auch im Fachgebiet des jeweils Anderen zu Hause, setzten magische Kräfte des Anziehens und Abstoßens in Gang, die Kultur und Denken eines zu Ende gehenden Jahrhunderts bestimmten und das folgende stark beeinflussten.

Beide Genies stammten aus Sachsen, nur dass die Heimat des Jüngeren bei seiner Geburt schon zu Preußen gehörte und landschaftlich in Teilen Thüringen zuzurechnen ist. Eben Mitteldeutschland. Es gibt vier Orte im Burgenlandkreis Sachsen-Anhalts, die es im engen Bezug zu Friedrich Nietzsche neu zu sehen oder zu entdecken gilt und zwei Orte in Thüringen.

Die Schnittstelle bildet die alte sächsische Universitätsstadt Leipzig, an deren Alma mater Nietzsche und Wagner zeitversetzt studierten. Und wo die „Sternenfreundschaft“ am 8. November 1868 im Haus von Ottilie und Hermann Brockhaus begann …

karte Mitteldeutschland

Friedrich Nietzsche in Mitteldeutschland – Landschaft als geistiger Nährboden

„Trautes Dörflein! Wie oft gedenke ich Dein! Hätte ich Flügel, ich würde mich über Höhen und Thäler schwingen und Dir zueilen. ((…))
Friedrich Nietzsche über Röcken 1857

Röcken
Röcken
Röcken

Röcken

Friedrich Nietzsche wurde hier am 15. Oktober 1844 als Sohn des Dorfpfarrers geboren und in der Pfarrkirche getauft. Diese zählt mit ihrem Westwerk aus dem 12. Jahrhundert als Wehrkirche zu den ältesten und sehenswerten Kirchenbauten der Region. Im Pfarrhof des bei Lützen an der Via Regia gelegenen Dorfes befindet sich eine kleine, sehr informative Ausstellung. Nach seinem Tod am 25. August 1900 wurde Nietzsche neben seinen Eltern an der Kirchenmauer beigestzt, so auch seine Schwester Elisabeth (1846-1935). Seit 2000 existiert die Skulpturengruppe „Röckener Bacchanal“.

www.nietzsche-gedenkstaette.de

Naumburg
Naumburg
Naumburg

Naumburg

Nach dem Tod des Vaters zog die Familie 1850 nach Naumburg. Im Stadtzentrum dominieren prächtige Bauten Stil von Renaissance und Barock. Der Dom St. Peter und Paul (13. Jh.) ist Ort auf der Straße der Romanik. Berühmt sind die Stifterfiguren (1230) des sog. Naumburger Meisters um „Uta von Ballenstedt“ im Westletner. Naumburg gehört zur Saale-Unstrut-Weinbauregion. Nietzsche ging hier zur Schule, besuchte auch das Domgymnasium und entdeckte seine Liebe zur Musik. Freundschaften entstanden. Später verbrachte er hier Ferienzeiten und wurde nach seinem Zusammenbruch von 1890 im Wohnhaus Weingarten 18 von der Mutter bis zu ihrem Tod 1897 gepflegt. Das heutige Museum mit angeschlossenem Nietzsche-Dokumentationszentrum ist Sitz der Friedrich-Nietzsche-Stiftung.
www.nietzsche-dokumentationszentrum-naumburg.de
www.saale-unstrut-tourismus.de

Schulpforta
Schulpforta
Schulpforta

Schulpforta

Das seit 1137 an der Saale ansässige Zisterzienserkloster Pforta wurde nach der Reformation 1543 von Kurfürst Moritz zu einer der drei Fürstenschulen Sachsens erhoben, in deren Tradition die seit 1815 preußische, heute sachsen-anhaltische Landesschule Pforta steht. Hier erhielt Nietzsche bei einem streng militärischen Tagesablauf 1858 bis 1864 seine profunde humanistische Bildung. Die historischen Bauten mit Kirche, Klausur und Park in romantischer Lage sind sehenswert. Schulpforte ist Stadtteil von Bad Kösen und hat das Landesweingut Pforta zum Nachbarn.
www.landesschule-pforta.de

Schönburg
Schönburg
Schönburg

Schönburg

Ebenfalls seit 1137 ist die Existenz der im Besitz der Edelfreien von Schönburg befindlichen Burg auf einem Felsen oberhalb der Saale bekannt. Vom Bergfried wie von der Vorburg hat man einen romantischen Blick auf Naumburg. Nach einer wechselvollen Geschichte und zur Ruine verfallen, begann ab 1800 die Rettung und der Erhalt. Die Schönburg zählt somit auch zu den „Burgen, stolz und kühn“, die der Stettiner Historiker und Schriftsteller Franz Kugler in seinem 1830 veröffentlichten Lied „An der Saale hellem Strande“ besang. 1860 gründete Nietzsche mit seinen Naumburger Freunden und Mitschülern Gustav Krug und Wilhelm Pinder hier den künstlerisch-literarischen Verein „Germania“, der 1863 wieder aufgelöst wurde. Gustav Krug gelang es, den widerstrebenden Nietzsche an die Musik Richard Wagners heranzuführen, bis er 1865 mit „Tristan und Isolde“ davon völlig übermannt wurde.
www.schoenburg.de

Leipzig
Leipzig
Leipzig

Leipzig

Die größte Stadt Sachsens und Mitteldeutschlands besitzt die nach Heidelberg zweitälteste Universität Deutschlands. Nach dem Studienbeginn von klassischer Philologie und Theologie in Bonn folgte Nietzsche seinem Lehrer Ritschl bei dessen Wechsel an die Universität Leipzig. Nach dem Militärdienst 1867/68 Fortsetzung des Studiums. Meistgenutzter Bahnhof war der Bayerische Bahnhof. Erstes Wagnerkonzert am 27.10.1868 und Begegnung mit dem Meister selbst am 8.11.1868 im Haus der Verlegerdynastie Brockhaus bei Schwester Ottilie. Ritschl empfahl Nietzsche dann auf eine Professur nach Basel.
www.wagner-verband-leipzig.de

Tautenburg
Tautenburg
Tautenburg

Tautenburg

Idyllischer kleiner Ort in Thüringen bei Jena und Dornburg. Aufenthalt Nietzsches vom 7. bis 26. August 1882 mit Schwester Elisabeth Förster-Nietzsche und Lou von Salomé, einer jungen Frau, für die sich Nietzsche als auch sein Freund Paul Rée interessierten. Spannungen zwischen den beiden Damen, die vorher bei den 2. Bayreuther Festspielen den „Parsifal“ gesehen und mit Wagner gesprochen hatten. Trotz Wanderungen und philosophischer Gespräche scheiterte der Beziehungsversuch. Nietzschehaus, Gasthof und Ruine Tautenburg laden zum Besuch.
www.tautenburg.de

Weimar
Weimar
Weimar

Weimar

Elisabeth Förster Nietzsche hatte 1894 in Naumburg ein Nietzsche-Archiv gegründet, mit dem sie 1896 nach Weimar zog. Nach dem Tod der Mutter 1897 holte sie den Bruder nach, pflegte ihn und führte den völlig Umnachteten Besuchern vor. Hier verstarb Nietzsche am 25. August 1900. Seine Schwester führte hier bis 1935 noch einen Salon. Das vom belgischen Designer Henry van de Velde gestaltete Erdgeschoss des Nietzsche-Archivs in der Villa Silberblick kann von Ende März bis Ende Oktober besichtigt werden.
www.weimar.de